8. Sächsisches MS "AUE"-Treffen

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8.Treffen ehemaliger DSR/Deutfracht –Besatzungsmitglieder des MS/MT "Aue"

Am Vatitag 2009, dem 21.Mai war die Zeit wieder einmal für ein großes Event reif. 49 ehemalige Seefahrerinnen und Seelords mit ihren Partnern, Lebensabschnittsgefährten, Freundinnen, ehemaligen Verlobten oder auch solo reisten aus der ganzen Bunten Republik aus dem hohen Norden, aus dem weiten Westen, aus dem nahen Osten und dem tiefsten Süden in die Mitte des Landes an die Ufer der Stremme, einem anmutigen Angelgewässer, nach Brettin in das Jerichower Land an.

Gastgeber war in bewährter Art und Weise die Familie Hickethier in ihrem wunderschönen Hotel „Grüner Baum“. Jutta & Hans Hickethier fuhren ebenfalls zur See. Jutta, im Seelordjargon auch „Chefmieze“ genannt, fuhr ab Mitte der Siebziger des vergangenen Jahrhunderts als Chef- Stewardess auf der „Aue“, und hatte auf dem o.g. Traumschiff die „Wirtschaft“ voll im Griff.

Wie schon einmal im Jahr 2005 am gleichen Ort, schwärmten die ehemaligen oder auch noch Seefahrer von Seefahrt, Wind, Wellen und Seegang an Bord des Erz-Öl-Kombi-Motorschiffes „Aue“, das von 1969 bis 1987 unter der Flagge von DSR-Lines und später Deutfracht Rostock die 7 Weltmeere befuhr.

Bereits zum Tag des „Herrn“ waren vom geschmückten Lieder-Sänger und Laed-Gittarristen vereinzelt maritime Gesänge zu hören, als ihm durch Fahnen & Wimpelbeflaggung über die Toppen im großen Festsaal bekannt wurde, das eine Ladung Seefahrer angekommen war.

Bei gemütlichem Beisammensein wurden alte Bekanntschaften aufgefrischt und neue geschlossen.

Am Freitag, 22.Mai stand eine Dampferfahrt über die Gewässer rund um Brandenburg auf dem Programm. Die Anfahrt zur MS „Pegasus“ mit privaten PKW´s klappte ganz ordentlich. Die Ex-Seefahrer, die in den grünen Weiten des Jerichower Landes vom Kurs zur Havel abkamen, wurden durch Lotsenhilfe in Form eines Taxi-Drivers vor Ablegen des „Geflügelten Pferdes“ an Bord abgeliefert. Endlich erklang der lang ersehnte Ruf des „Schiffsführers“:–) Klar vorn und Achtern- und die Festmacher warfen die Leinen los. Los ging die lustige Seefahrt mit 3 echten Kapitänen auf großer Fahrt an Bord. Der Kurs verlief von der Innenstadt-Havel Richtung Beetzsee, des durch seine Regattastrecke weltberühmt wurde. Weitere Berühmtheiten der Stadt sind „Albrecht der Bär“, der anno 1157 das Ruder in die Hand nahm und die Stadt Brandenburg zum Zentrum der Mark Brandenburg machte. Einige Jährchen später fiel „ Fritze Bollmann“ die Angel aus der Hand in den Teich, vermutlich, weil er 3,6 Promille auf dem Kessel hatte, was ihn für die Nachwelt zu einer bekannten Figur in BRG machte, weil das gemeine Volk solche lebenslustigen angelnden Lebenskünstler schon immer mochte.

Mit MS Pegasus auf Großer Havelseenrundfahrt unterwegs

Vom Sonnendeck des Ausflugsdampfers konnten am Ufer eine seltene Fauna in Form von Fischreihern und Kormoranbrutkolonien betrachtet werden, deren Bewohner listig den Beetzsee-Fischern den Fang aus den Reusen weg fraßen :-)

Am Abend ging es dann wiederum mit der PKW-Kolonne zum Genthiner Bowling-Center, wo keine ruhige Kugel geschoben wurde. Auf der Fahrt dorthin hörte mal kurz die asphaltierte Strasse auf und einige tiefer gelegte Sportflitzer zeichneten den Abdruck ihres Auspuffes in den abschüssigen rotbraunen märkischen Karnickelsandboden. Das hat aber die maritimen Crossfahrer nicht weiter aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht.

Nach kurzem Aufwärmen wurde wettkampfmäßig gebowlt, so dass nebenan der einheimischen Jugend der Mund offen stand. Dixi & Gemahlin, alias Heinz & Gerlinde Liebscher, hatte nichts dem Zufall überlassen, so dass nach gelungenem Kegelumkullern die Sieger der Damen und Herrenriege Urkunden und schöne Siegerprämien in Form von Bämbeln & Kalendern mit nach Hause nehmen durften. Im Hotel „Grüner Baum“ Brettin wurde der gelungene Freitag mit einem „Absacker“ abgeschlossen und danach hatte auch der „harte Kern“ die nötige Bettschwere und hat sich kurz nach Mitternacht in die Koje verholt.

Am Folgetag, dem Sonnabend, war ab 09:00 Uhr wieder alles fit, denn es ging mit einem modernen Reisebus eines Brettiner Reiseunternehmens in den Filmpark Babelsberg nach Potsdam. Eingestimmt wurde sich an Bord der Asphalt-Schiffes mit kleinen Spassmachern , die von Jutta & Hans gesponsert wurden und mit den Seemanns-Zoten, die u.a.der Käptn …..?...., die Dieter, der EX-E-Ing. & die Micha, die EX-Deckshand zum Besten gaben.

Decksmann Micha war unter den Seefahrern, die 71/72 auf der Aue über den Erdball gondelten, durch den tragischen Tod seines mitseefahrenden Goldhamsters „Schmausi dem II.“ etwas bekannter geworden. Richtig bekannt wurde aber der Todschläger, der als E-Mix (nicht Dieter) seine Brötchen damals verdiente. Er beschimpfte eines Nachts im Ölhafen Rostock den stolzen Motortanker „Aue“ als „Ratten - Dampfer“, weil ihm im Halbdunkel des Ganges auf dem Mannschaftsdeck Schmausi Männchen machend begrüsste. Er konnte nicht wissen , dass sich Ratten selten auf Öl-Tanker verirren, da sie ein sehr feines olfaktorisches Organ in Form einer Rattennase haben und sich von Öldämpfen abschrecken lassen.

So musste Schmausi dran glauben und wurde von dem unwissenden Grobian breit gehauen. Durch die allgemeine Konfusion herbeigelockten Matrosen , die in der Leiche des armen toten Felltieres Micha´s Goldi erkannten, wurde der Täter aufgeklärt, dass er gerade ein Besatzungsmitglied erschlagen hatte. Als Deckshand Micha aus dem Heimaturlaub zurückkam, wurde er von Blacky, der in Michas Abwesenheit die Aufsichtspflicht als Kammernachbar hatte, zerknirscht informiert, dass Schmausi aus seiner Behausung geklettert und den oben geschilderten tragischen Tod gestorben ist. Micha´s Trauerarbeit wurde dahingehend von der gesamten Besatzung unterstützt, indem der Täter in einem Schnellverfahren zur Ausrichtung einer Seebestattung für den teuren Toten verdonnert wurde. Die wurde für den E-Mix ziemlich kostspielig. Nachdem der Dampfer die Hoheitsgewässer der heimatlichen Gefilde verlassen hatte, wurde Schmausi auf ein Brett genagelt und unter Ehrenbezeugungen und dem Absingen der Trauerfassung von „Rolling Home“ den Wassern der Ostsee übergeben. Danach stieg die Trauerfeier auf dem Achterdeck bei der mindestens 10 Kästen „Hafenbrühe“, 9 Flaschen WBS aus Sergey Schilkins Bauernhof-Destille/Berlin-Kaulsdorf und diverse andere Köstlichkeiten aus der Kombüse und der Kühllast zur Unterstützung der Trauerarbeit der gesamten Besatzung getrunken und verzehrt wurden.

Alles in Allem eine gelungene Veranstaltung, nach der alle Beteiligten sicher waren, dass der E-Mix beim nächsten Tierchen, was ihm demnächst an Bord über den Weg läuft, etwas länger zur Identifizierung der Gattung hinschaut und er nicht zufällig den Bordhund des Käptens eins vor den Latz knallt, weil er ihn für einen entlaufenen Eisbären hält.

Nachdem ich etwas in die Vergangenheit abgeschweift bin, komme ich wieder zu den aktuellen Ereignissen des Aue- Tradi- Treffens 2009 rund um Brettin zurück. Bei schönstem Sonnenschein kamen wir in Potsdam-Babelsberg im Filmpark an. Beschwingt vom gutem Wetter und der guten Laune, die die gesamte maritime Reisegruppe auszeichnete, schauten wir Tiertrainern zu, die Tiere präsentierten, die in verschiedenen Filmproduktionen bereits so manchem Starschauspieler die Show gestohlen hatten. Anwesend war eine rasende Wildsau, winkende Hunde und noch andere arme Viecher, die unseren Anblick und das Blitzlichtgewitter ertragen mussten.

Nachdem der Tiershow-Moderator sich in den Anzug geworfen hatte, stand eine Fernsehshow auf dem Programm, auf der die Zuschauer, also wir, darüber aufgeklärt wurden, wie wir bei Film und Fernsehen pausenlos verarscht werden. Sehr gut hat sich eine Zuschauerin aus Hoyerswerda aus der Affäre gezogen, die ohne Vorbereitung aus dem Stand das Wetter von Gestern im Wetterstudio angesagt hat. Auch ein bayerischer Dozent, der eine tragende Rolle in „Gute Zeiten-Schlechte Zeiten“ bekam, konnte mit seinem starken Dialekt und Schauspiel überzeugen und bekam tosenden Applaus von den Rängen. Zwischendurch fuhren einige von uns mit der Pionier-Eisenbahn zwischen den Kulissen und Produktionshallen umher und wurden darüber informiert, dass in den ehemaligen UFA & DEFA-Filmstudios auch Hollywoodgrößen wie Roman Polanski solche Filme wie „Der Pianist“ oder Tom Cruise „Stauffenberg“ abdrehten.

Stuntshow im Filmpark Babelsberg

Der krönende Anschluss der Filmpark-Tour war jedoch die Stuntshow im Vulkan, bei der 4 durchtrainierte junge Menschen mit Schießeisen und Fahrzeugen halsbrecherische Jagten vollführten und mit Unterstützung der Pyrotechniker jede Menge Lärm und Feuer produzierten.

Einer der Höhepunkte unseres Treffens fand im Anschluss an eine kurze Ruhepause statt.

Das „GROßE BORDFEST“. Die Wirtsleute Jutta & Hans Hickethier & Mannschaft haben keine Kosten und Mühen gescheut und erstens ein tolles Buffet hingezaubert, bei dem auch bei Feinschmeckern keine Wünsche offen blieben.


Das Bordfest, ausgestaltet von Jutta und Hans Hickethier mit einem tollen Buffet
. Hickethier mit einem Alleinunterhalter Der Alleinunterhalter als Helene Fischer

Zweiten wurde der Alleinunterhalter „Fritze Bollmann“ alias Wolfgang Schulz engagiert, der mit seinem Akkordeon auch Shantys spielen konnte, die sangesbegeisterte Seefahrer mitgesungen haben. Zu guter Letzt haben wir uns wie Bolle amüsiert, als der etwas schmächtig geratene „Hans Albers“, gestützt von zwei Damen, die eine mit blonder Haarpracht ,die andere mit schwarzen Locken, auf Sankt Pauli die DAVIDSWACHE betrat und mit dem maritimen Song „ Auf der Reeperbahn Nachts um halb Eins“ die Massen begeisterte. Der gleiche Barde, bekleidet mit einem gestrickten Ganzkörper-Strampelanzug und Schnuller im Mäulchen in der Kinderkutsche vom Wirtshaus-Chef Hans durch den Saal geschoben, brachte dann die Bordfestgäste zum Kochen. Danach wurde nach Klängen aus der Jugend das Tanzbein bis nach Mitternacht geschwungen und Storys aus der Fahrenszeit ausgetauscht. Der harte Kern der Bordfestgäste hielt bis gegen 02:00 Uhr Morgens durch und verholte sich dann erst ganz langsam in die Kojen.

Das Fazit der Gäste am Sonntag-Morgen. Ein besonders großer Dank für die schönen 3 tollen Tage gebührt als Organisatoren der Familie Gerlinde und Heinz Liebscher und als Gastgeber in einer sehr schönen Umgebung den Wirtsleuten Jutta und Hans Hickethier mit Crew.

Wir freuen uns schon heute wieder auf das nächste Treffen, das 2010 in Prerow auf dem Darss angepeilt wird.

Ahoi & bleibt gesund bis zum nächsten Treffen der ehemaligen AUE-Fahrer wünscht Euch

Shantyman Micha



DSR-Seeleute,  Montag, 24. August 2009