37. Klönsnack vom 24.03.2017: Piraterie von Kapitän Peter Jungnickel Am 24.03.2017 war es wieder soweit und die Gaststätte „Zur Post“ füllte sich mit zahlreichen Besuchern. Darunter waren wieder einmal ein paar Neulinge in unserer Runde. Kapitän Peter Jungnickel- kein Unbekannter in dieser Runde definierte in seinem Vortrag „PIRATERIE Historie Gegenwart Prozesse“ als kriminellen Akt, begangen durch Privatpersonen auf Hoher See zwecks privater Bereicherung. Vorrangige Ziele langsamlaufende, niederbordige Schiffe zur Lösegelderpressung. Verhandlungsdruckaufbau über monatelange, teils mehrere Jahre dauernde Geiselhaft der Besatzungen. Da kaum noch europäische Seeleute zur See fahren, hält sich das öffentliche Interesse in Europa in Grenzen. Daran ändern auch die wenigen erfolgreichen Befreiungen von Schiffen und nachfolgende Prozesse in der BRD, Frankreich u.a.L ändern wenig. Spektakulär die Befreiung des Kapitäns eines amerikanischen Containerschiffes mit der klaren Botschaft: Nicht mit US Bürgern. Tragisch dagegen mehrere gescheiterte Befreiungen, verbunden mit dem Tod der Geiseln. Breiten Rahmen nahmen die Leiden der Seeleute auch ohne direkte Folter allein durch Mangelversorgung und die Ungewissheit, die Familien wieder zu sehen, ein. Kommen Scheinhinrichtungen und weitere Perversitäten hinzu, überfordert das in vielen Fällen die Kraft der Besatzungsmitglieder. Erstaunlich, dass diese Gangster, sobald selbst in Gewahrsam, mit Hilfe Ihrer Anwälte für sich die Einhaltung der Menschenrechte reklamieren, die sie Ihren Geiseln in eklatanter Weise vorenthalten und gleichzeitig direkte Verbrechen an Ihnen begangen haben. Der Einsatz „Privater Bewaffneter Sicherheitskräfte“ an Bord der Handelsschiffe hat zumindest im Indischen Ozean zum spürbaren Rückgang der Kaperung von Schiffen geführt. Der Einsatz dieser Kräfte ist nicht ganz unproblematisch und selbst Marineangehörige, die zwei indische Fischer erschossen haben, stehen nach jahrelangem Rechtsstreit vor Gericht. Der Anteil des Erfolgs „unzähliger“ Marinen in diesem Seegebiet war und ist zumindest diskussionswürdig. Schwerpunkte der Piraterie haben sich in der Zwischenzeit nach Westafrika und Südostasien verlagert. Staatliche Anstrengungen sollen dortige Gefahren minimieren. In diesem kurzen Rückblick können nicht alle Aspekte der Piraterie dargestellt werden. Nach Abschluss des Vortrages unterhielten sich mehrere Seeleute mit Kapitän Peter Jungnickel über ihre eigenen Erfahrungen mit Piraten bzw. Überfällen auf Schiffen oder an Land. Dieser Vortrag ist sehens und hörenswert und sollte noch auf vielen Foren dargestellt werden. Denn in dieser Fülle von Fakten und Bildern habe ich bisher nichts Gleichwertiges gesehen und gehört. Kurt-Werner Langer
|
DSR-Seeleute, |