36.Klönsnack vom 21.10.2016: Entwicklung des Fischkombinates und von R.-J.Petzold
Das war der eine Teil des Vortrages von R.-J.Petzold, aber der andere war genauso interessant und wurde von allen Teilnehmern gelobt. Die Entwicklung der Rostocker Hochseefischerei begann schon mal 1887. Friedrich Albert Pust läßt den Fischdampfer „Betty“ mit Heimathafen Rostock bauen. Sein Sohn und weitere Investoren aus Rostock haben 1918 einen neuen Anlauf genommen und die „Rostocker-Hochseefischerei-Aktien-Gesellschaft“ gegründet. Bis 1922 wurden insgesamt 7 Fischdampfer in Dienst gestellt. Zu dieser Zeit waren die heute noch existierenden Fischhallen im Stadthafen (Carlos) ein wichtiger Umschlagsplatz für Fisch. Diese kleine Flotte war nach dem Kriege auch verschwunden und so wurde auf einem Befehl der sowjetischen Streitkräfte in ihrer Besatzungszone mit dem Aufbau einer neuen Flotte begonnen. Nun kamen die ersten Schiffe (Kutter) ,aber leider waren keine Fachkräfte vorhanden, sondern Anzulernende die noch nie auf dem Wasser waren. So wurden in den westlichen Besatzungszonen Kapitäne direkt angesprochen und für die aufzubauende Flotte geworben. Sie brachten das in der deutschen Hochseefischerei angewendete Entlohnungssystem mit, das heißst 1/3 Heuer und 2/3 Fangprämie. Dieses Lohnsystem wurde später beibehalten und hatten großen Erfolg. Die Leute verdienten gut und konnten auch einmal eine schwache Fangreise ausgleichen. Im Jahre 1950 begann man an folgenden Standorten in der DDR(Sassnitz/Rostock/Wustrow und später Dippoldiswalde) mit der Ausbildung von Fachleuten für die verschiedenen Bereiche der Hochseefischerei. Dies war notwendig um den ständigen Schiffszulauf, mit den verschiedensten Facharbeitern und Offizieren abzusichern. Im Jahre 1967 hatte die DDR die größste Fischfangflotte Deutschlands. 1971 wird mit 223.644 Tonnen die größte Eigenfangmenge eines Jahres realisiert.. 1973 begann der Austausch der Besatzungen, um die Schiffe länger im Seeeinsatz zu belassen. Die Besatzungen wurden nach 100 Tagen auf See ausgewechselt und sie konnten dann für 30 Tage nach Hause. Anschließend kamen sie wieder mit dem Flugzeug auf ihr Schiff zurück. Die Ausweitung der Fischereigrenzen auf 200 sm und Einführung der Ausschließlichen Wirtschaftszonen der Anlieferstaaten führten dazu das für die Rostocker wichtig Fanggebiete wegbrachen und nur noch befischt werden konnte, wenn Fangquoten und Lizenzen bezahlt wurden. Die Küstenstaaten schickten Observer (Beobachter) an Bord der Schiff, die im Lizenzgebiet fischen durften. Sie kontrollierten alle Fischereiaktivitäten des Schiffes Aus diesem Grund wurde auch die Fischerei zum Beispiel in den Südatlantik ausgeweitet und Tintenfisch und andere Fischsorten gefangen, oder vor Mocambique Tiefseegarnelen gefangen, die sich auf dem Weltmarkt gut vermarkten ließen. Mit dem Erlös wurde dann in England Heringe und Makrelen für den einheimischen Markt gekauft. Um die Effizenz der Fangtage zu erhöhen, wurde zum Beispiel die Klassereparatur des Atlantik-Supertrawler ROS 335 in Las Palmas durchgeführt, die nach 52 Tagen abgeschlossen war, im Gegensatz zu den Werftzeiten in der DDR von bis zu 139 Tagen. Dieses sind Zahlen aus dem Jahre 1988. Der Fang von neuen Fischsorten war auch nicht so einfach, da man erst die Bedingungen wie Wetter, Strömung und Fischverhalten in den neuen Fanggebieten lernen mußste. So entsprachen die Fänge von Tiefseegarnelen in den ersten Jahren mit 400-500 kg pro Fangtang nicht den Erwartungen. Im Laufe der Zeit konnte die Fänge eines Garnelentrawlers aber bis auf eine Tonne/Fangtag und darüber hinaus gesteigert werden: Mit den Erlös von einer Tonne Garnele weltmarktgerecht verarbeitet und verpackt in 2 kg Abpackungen konnten das Fischkombinat Rostock 12 -13 to Hering bzw. Makrele in England kaufen. Die Garnelen und Tintenfische gingen gleich vom Fangplatz zu den Verbrauchern in Japan und anderen Ländern. Hierzu wurden auch Schiffe der DSR eingesetzt. Zum Ende der DDR hatte das Kombinat 51 Schiffe und ca. 3000 Seeleute. Heute gibt es zwar noch Schiffe mit dem Heimathafen Rostock, aber sie werden auch fast nur von Ausländern gefahren. An den Veranstalter wurden im nach hinein verschiedene Anfragen gestellt zum Verbleib von ehemaligen Angehörigen der Reederei, leider konnten nicht alle Anfragen positiv beantwortet werden. Aber auch ein ehemaliger Seemann kam auf mich zu und zeigte mir all seine Ausschnitte aus der Tagepresse, wo die Treffen angekündigt und auch die Ergebnisse veröffentlicht wurden. Der Klönsnack war sehr gut besucht und ich kannte viele Leute noch nicht, also muss das Thema den Kern der Sache getroffen haben. Es sollte den zahlreichen Fischer geschuldet sein, die dem Klönsnack schon lange die Treue halten. Kurt-Werner Langer
|
DSR-Seeleute, |