Seemannstreffen Güstrow

Seeleutetreffen Güstrow


34.Klönsnack am 09.10.2015

Buchlesung mit Franziska Cammin

Die Deutsche Seereederei als Staatsreederei der DDR- Die Handelsflotte zwischen staatlicher Kontrolle und Freiheit auf See

Frau Cammin ist eine Güstrowerin und kam zur Lesung in Ihre Geburtsstadt zurück. Der Raum war gut besetzt und es kamen eigens einige Rostocker Kollegen nach Güstrow, um sich die Ausführungen von Frau Cammin anzuhören bzw. Ihr weiter- gehende Fragen zu stellen.

Frau Cammin stellte erst einmal Ihre Doktorarbeit vor (heute in Buchform) und gab Einblicke in Ihre über vier Jahre dauerte Forschungsarbeit. Sie arbeitete sich durch vier Archive, geschätzte 1000 Quellen und befragte fünf Zeitzeugen. Zu letzteren hätte es sicher noch viel mehr geben können, die noch einen tieferen Einblick in die Geschichte der DSR und ihrer Entwicklung aufzeigen könnten. Sie stellte aber auch heraus, dass die Geschichte der DSR noch nicht abgeschlossen ist und es noch viel Dinge gibt, die noch erforscht werden müssen. Hierbei ist besonders die Geschichte nachdem Verkauf durch die Treuhand zu analysieren bzw. aufzuschreiben. Leider ist die Akteneinsicht bei der Treuhand (bzw. der Nachfolgebehörde) nicht umsonst, so dass es nicht so einfach sein wird, diese Akten einzusehen.

Sie hat sich besonders auf die Themen beschränkt, die bisher noch nicht in anderen Publikationen beschrieben bzw. noch nicht aufgearbeitet wurden. Jedoch sollte die Wirtschaftlichkeit der Arbeit nicht darunter leiden. Viele Kollegen kannten das Buch nicht, aber an den Ausführungen der Autorin entflammten immer wieder Diskussionen. So besonders über die Stasi oder die Waffentransporte. Zu ersteren muss einfach gesagt werden, das die Stasi im Betrieb war und viele darunter auch zu leiden hatten. Wenn auch die Waffentransporte schon immer von der DSR abgewickelt wurden, so verdienten auch viel andere Reedereien dieser Welt sehr viel Geld damit. Auf der Vietnamroute war es in den siebziger Jahre normal, dass jedes Schiff Waffen oder Munition mit nach Asien nahm.

Die durch den Entzug des Seefahrtsbuches Benachteiligten wurden nach der Wende durch den Betrieb entschädigt und konnten später ihre berufliche Rehabilitation einleiten, um so keine Nachteile bei der Rentenberechnung zu haben.

Man kann geteilter Meinung sein, das Buch ist von keinem Insider der DSR geschrieben worden, sondern von einer Outsiderin. Sie musste sich vieles erarbeiten, aber es gibt viele Dinge die sich durch mehr Zeitzeugen objektiver gestalten ließen. Auf der anderen Seite hatte sie Zugang zu Informationen, die wiederum vielen ehemaligen Mitarbeitern neu waren.

Diese Dinge sind bekannt und man sollte es nicht auf die lange Bank schieben, denn dann sind keine Zeitzeugen mehr vorhanden und die Akten sagen auch nicht alles aus.

Das Buch schließt eine Lücke in der Literatur über die DSR und liest sich ganz anders, als das Buch über die Passagierschifffahrt (Traumschiffe des Sozialismus). Hier steckt doch ein wenig mehr Herzblut drin und somit ist der Umgang mit der Vergangenheit ein anderer.

Der Abend kam bei allen Anwesenden gut an und das Buch wurde noch mehrfach verkauft und signiert.

Nachtrag: Das Buch lebt auch von den vielen Tabellen, die sehr viele Aussagen über die Wirtschaftlichkeit, die Lohnbedingungen, das Wachsen der DSR etc. geben. Eine Schiffsliste der DSR schließt das Buch ab.

Kurt-Werner Langer oder Kuwela

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Herr Pfahl, Harkner, Fichtner, Seffzek
(von vorn nach hinten)
Herr Borchard, Beil, Fischer, Familie Zessin
(von vorn nach hinten)


DSR-Seeleute,  Dienstag, 3. November 2015