33.Klönsnack am 27.04.2015 Basarscheine Der Referent Volker Schmidt hat 1990 angefangen, über Basarscheine zu forschen. Vorher war das Sammeln zwar möglich,aber kaum einer hat es getan. Als offizielles Zahlungsmittel in den Basaren der Schiffsversorgung Rostock waren die Scheine zu wertvoll, um dem Zahlungsverkehr entzogen zu werden. Aber auch zu anderen Dingen wurde das „Seemannsgeld“ gerne genommen. So waren sie ein begehrtes Tauschmittel, um an andere Waren zu kommen; seien es Ersatzteile für das Auto oder Baumaterialien. Die Aufzählung könnte beliebig fortgesetzt werden. Basarscheine wurden auch getauscht, um an harte Währung (DM) zu kommen. Hier wurde oftmals ein Satz von 2:1 oder auch höher geboten. Denn Genussmittel waren in den Basaren bedeutend günstiger zu erhalten, als in den Intershops der Kreisstädte der DDR. Das hatte seine Ursache darin, dass in den Basaren der Schiffsversorgung die Waren ohne den sonst üblichen Zollaufschlag verkauft wurden. Aber dieses sei nur am Rande erwähnt. Die Entwicklung der Reederei (DSR) ist eng mit der Entstehung der Basarscheine verbunden,.ebenso die Scheine der anderen Schifffahrt betreibenden Betriebe. In den Jahren 1955 1959 wurden die ersten Scheine noch mit dem Unterdruck „HO“ (Handelsorganisation) herausgegeben und nur in einem speziellen Laden in Rostock in Zahlung genommen. Erst mit der Gründung der Schiffsversorgung (1959) verschwanden diese Scheine und es kamen neue „Bezugsberechtigungen zum Einkauf in den Basaren der Schiffsversorgung Rostock“ zum Einsatz. Hier gibt es für den Zeitraum bis 1963, also 4 Jahre, noch eine große Erkenntnislücke. Der Referent konnte nicht ermitteln, welche Art von Scheinen in diesem Zeitraum in der DSR und auch im Fährschifffahrtsamt Sassnitz genutzt wurden. Ab 1963 gab es dann in geänderter Fassung bis zur Währungsunion im Jahre 1990 die unterschiedlichsten Formen von Basarscheinen, die noch bis 1971 mit der DDR- Währung gegenfinanziert werden mussten. Der DSR Seemann bekam in den 50er und 60er Jahren ca.50,00 DM pro Monat vergütet. Hierzu wurden 50,00 MDN 1:1 getauscht. So konnte sich der Seemann viele kleine Wünsche erfüllen, wenn auch längst nicht alle. Er sparte das Geld auf bzw. versuchte kleine Zusatzgeschäfte zu machen(Schnaps- bzw. Zigarettenverkauf). Mannschaftsdienstgrade bekamen 1,75 DM pro Tag, Unteroffiziere 2,10 DM und Offiziere 2,80 DM. An diesen Zahlen kann man den Unterschied zwischen den einzelnen Dienststellungen erkennen, welcher auch berechtigt war, da ein Offizier länger bei der Seefahrt verblieb, als ein Mannschftsdienstgrad. Es war nicht immer einfach von der geringen Heuer (400 500 MDN) für Mannschaftsdienstgrade noch 50,00 MDN für Devisen abzuzweigen. Die Scheine wurden von den verschiedenen Betrieben der Hochseeschifffahrt ausgegeben. So hatte auch die Fischerei ab 1969 eigene Scheine. Aber auch die Deutsche Reichsbahn mit den beiden Fährschiffen „Sassnitz“ und „Warnemünde“ hatte derartige Scheine im Gebrauch. Eine Besonderheit war die Ausgabe von Berechtigungsscheinen für die Hafenarbeiter, wenn sie eine bestimmte Anzahl von Überstunden für Schwerpunktaufgaben geleistet hatten. Diese wurden dann aber stets mit Mark der DDR (MDN) gegenfinanziert. Ähnliches konnten auch Reedereimitarbeiter bekommen, wenn sie Sondereinsätze im Hafenumschlag gemacht hatten. Es gibt Basarscheine von der DSR, den beiden Fischkombinaten Rostock und Sassnitz, der Deutschen Reichsbahn und dem VEB Deutfracht. Letzterer wurde 1969 als Spezialreederei gegründet und 1973 mit der Bildung des Kombinates Seeverkehr und Hafenwirtschaft wieder abgeschafft. Ab jetzt gab es die Scheine des VEB Deutfracht/Seereederei. Die Basarscheine wurden ab 1987 einheitlich gestaltet, fälschungssicherer gemacht und in der Wertpapierdruckerei Leipzig (beidseitig bedruckt) hergestellt. Zu den unterschiedlichen Devisenanmeldungen machte der Referent ebenfalls Ausführungen. Ebenso verwies er auf die unterschiedlichen Varianten des Uniformgeldes. Hier gab es auch für die technische Flotte (BBB) eigene Ausführungen. Zuerst gab es ebenfalls Scheine mit dem Wertaufdruck und später wurden dann Bezugshefte eingeführt, weil es immer wieder zum Ausverkauf verschiedener Kleidungsstücke kam. So waren Khakihemden der Schiffsversorgung ein geschätzter Artikel, der gerne weiter verkauft wurde und beispielsweise in Afrika in Schnitzereien eingetauscht wurde. Aber auch die Hosen waren von einer besonderen Qualität und erfreuten sich großer Beliebtheit. Auch zu diesen Bekleidungsscheinen ist noch längst nicht alles erforscht. Daher ist Herr Schmidt an jedem Hinweis auch zu dieser Materie sehr interessiert. Heute sind nur noch wenige Basar- bzw. Bekleidungsscheine vorhanden und sicher hütet so mancher Seemann diese mit Argusaugen. Trotzdem appelliert Herr Schmidt an alle ehemaligen Fahrensleute, ihn bei seiner Forschung zu unterstützen, sei es mit Dokumenten zum Basarwesen, mit alten Basar- oder Bekleidungsscheinen (auch als Kopie), mit Erinnerungsberichten zum Thema, zu Fälschungen oder mit anderen geeigneten Hinweisen zum „Geld der Seeleute der DDR“. Die Übernahme der anfallenden Kosten für Kopien bzw. der käufliche Erwerb von Belegen wird durch Herrn Schmidt garantiert. Wer etwas weiter geben möchte bzw. verkaufen möchte wende sich bitte vertrauensvoll an mich. Kurt-Werner Langer oder Kuwela .
|
DSR-Seeleute, |