Seemannstreffen Güstrow

Seeleutetreffen Güstrow


Hafenlotse in Hamburg

Die Gaststätte „ Zur Post“ war sehr gut besucht. Der Berliner Klönsnack war mit Norbert Panke und Wolfgang König gekommen und brachte ein Geschenk mit. Es war eine Flasche des allseits gut bekannten WBS, des Seemannes Tod. Die Rezeptur wurde von Schilkin Berlin neu gemischt. Jetzt gibt es diesen exklusiv nur beim Berliner Klönsnack zu kaufen.

Michael Schnabel berichtete von seinem Werdegang vom Matrosen der Hochseefischerei, Soldaten der NVA und Studenten der Fischerei (B-Patent) zum nautischen Offizier auf Handelsschiffen. Denn während seines Studium an der IHS fand die politische Wende der ehemaligen DDR statt und so wurden bei der ostdeutschen Fischerei keine Patentträger mehr benötigt.

Dadurch konnten er noch an der IHS seinen Abschluss als Nautiker (A-Patent) machen und so einen Einstieg in das Berufsleben finden. Nach dem Ausfahren des Patentes bei verschiedenen Reedereien, also vom nautischen Wachoffizier über den Chiefmate bis zum Kapitän bewarb er sich bei der Lotsenbrüderschaft der Hamburger Hafenlotsen. Nach einer 8-monatigen Aspirantenzeit wurde er nach bestandener Prüfung als Hafenlotse bestellt. Bis er jedoch Schiffe aller Grössen als Lotse beraten durfte, mussten noch weitere 6 Jahre vergehen.

Das Lotserevier des Hamburger Hafens beginnt westlich gesehen bei der Hamburger Landesgrenze in Tinstal und erstreckt sich bis hinter die Elbbrücken bei Ortkaten.

Die Aufgabe des Hafenlotsen umfasst die Beratung von Kapitänen und Besatzungen einkommender Schiffe zu ihren Liegeplätzen, der Verholer inerhalb des Hafens sowie der abgehenden Schiffe, um so die Sicherheit des Schiffsverkehrs im Hamburger Hafen im Interesse der Freien und Hansestadt Hamburg zu gewährleisten.

Wenn der Lotse an Bord kommt, informiert er sich zu erst über die Manövriereigenschaften des Schiffes, und entscheidet zusammen mit dem Kapitän, ob diese im Bezug zu den in diesem Zeitpunkt vorherrschenden Umwelteinflüssen, wie Wind und Strom ausreichen oder ob zusätzliche Manövrierhilfen, wie Assistenzschlepper angefordert werden müssen, um das Schiff sicher durch den Hafen zu manövrieren. Da Hamburg ein tidenabhängiger Hafen ist, kann sich jeder vorstellen, dass es da mitunter gewaltige Unterschiede an die Manövereigenschaften eines Schiffes geben kann.

So sind zum Beispiel große Containerschiffe mit ihrer gewaltigen Decksladung eine anspruchsvolle Herausforderung, da man an ihnen nicht vorbei schauen kann und sie eine große Windangriffsfläche bieten.

Die verschiedensten technischen Hilfsmittel, wie Elektronische Seekarte, GPS, Radar, Rate of Turn, Doppler Log u.v.m. erleichtern die Arbeit natürlich.

Eine weitere Aufgabe des Hafenlotsen ist die Radarberatung. Der Hafen ist mit landgestützten und flächendeckenden Radaranlagen ausgestattet, was den Lotsen ermöglicht, die Schiffsmanöver von Land aus zu überwachen und die Kollegen an Bord über Distanzen zu markanten Landmarken oder zur Radarlinie sowie über spezielle Schiffsverkehrssituationen zu beraten. Dieses erleichtert eine Beratung besonders bei Grossschiffen und auch bei Nebel.

Es gibt eine Lotsenannahmepflicht ab einer bestimmten Schiffsgrösse von der sich der Kapitän befreien kann, wenn er die Ortskenntnis im Hamburger Hafen nachweisen kann.

Wer glaubt, Lotsen seien durch die moderne Technik zu ersetzen, der irrt gewaltig, denn nur die Lotsen besitzen eine genaue Ortskenntnis und kennen die Untiefen, sowie die Strömungsverhältnisse des Hafengebietes. Diese Kenntnis kommt nicht von alleine, sondern wird durch stete Fortbildung an Simulatoren erweitert. Hierbei werden die stets wachsenden Schiffseinheiten berücksichtigt. Die größten Schiffe haben heute eine Länge von über 360 m und eine Breite von über 50 m. Diese wollen erst einmal beherrscht werden.

Die Köhlbrandbrücke gehört auch zum Hamburger Hafengebiet und ist in den 70iger Jahren gebaut worden. Zu diesem Zeitpunkt konnte sich wahrscheinlich niemand vorstellen, dass dieses gewaltige Bauwerk in seiner Höhe einmal die Schifffahrt vor neue Herausforderungen stellen wird. Die Schiffsgrössen, besonders der Containerschiffe haben so zugelegt, dass die Durchfahrtshöhe häufig berücksichtigt werden muss und mitunter tidenabhängig zu erfolgen hat.

Die Bereitschaftszeit des Hafenlotsen ist in der Regel von Dienstag bist Dienstag im Wechsel mit einer Freiwoche. Wird der Lotse vom Wachleiter an die Station beordert, so hat er 3 bis 4 Schiffe hintereinander zu beraten, bevor er wieder nach hause gehen kann.

Der Vortrag war sehr aufschlussreich und wurde voller Interesse von allen Anwesenden aufgenommen. Für viele Anwesende war etliches neu, da die Seefahrtszeit schon länger zurück liegt und noch länger der Anlauf des Hamburger Hafens. Hat dieser sich doch in den letzten Jahren sehr verändert und ändert sein Antlitz ständig.

Der nächste Klönsnack findet am 12.10. 2012 statt. Herr Schwiemann aus Schwerin wird zum Germanischen Lloyd etwas sagen. War er doch dort über zwanzig Jahre angestellt. Was ist der GL - er ist einfach gesagt der TÜV für die Schiffe, begutachtet alle technischen Einrichtungen an Bord und nimmt diese auf den Probefahrten ab. Also bis dahin.

Kurt-Werner Langer / kuwela

Güstrower Stammgäste Gäste aus Schwerin
unsere Gäste vom Klönsnack Berlin: 
Norbert Panke und Wolfgang König


DSR-Seeleute,  Sonntag, 15. April 2012