Seemannstreffen Güstrow

Seeleutetreffen Güstrow


13. Klönsnack

Eindrücke vom Güstrower Klönsnack.

Am 18.03.05 durfte ich beim "Güstrower Klönsnack" in der Gaststätte "Zur alten Post" als Vertreter des "DSR-Seeleute e.V." und auf Einladung von Kurt-Werner Langer zu Gast sein. Kein geringerer als Jutta Rabe, Journalistin, Buchautorin, Filmproduzentin und nicht zuletzt Ehrenmitglied im "DSR-Seeleute e.V. sprach an diesem Abend über die neuesten Entwicklungen im Fall "Estonia".

Schon 30 Minuten vor offiziellen Veranstaltungsbeginn war die rege Disskussion zwischen Frau Rabe und den Besuchern im vollem Gange.

Zunächst berichtete die Referentin wie es zur Enstehung des Buches "Estonia - Tragödie eines Schiffsunterganges" und zum Film "Balticstorm" kam. Die neuesten Veröffentlichungen geben Frau Rabes Thesen recht. Zum Beispiel ist jetzt einhundertprozentig erwiesen, daß unmittelbar nach dem Unglück gezielt 9 Personen von einer Rettungsinsel geborgen wurden und danach in die USA ausgeflogen wurden, darunter auch der 2. Kapitän. Dort stehen diese Personen immer noch unter dem "Zeugenschutzprogramm" der US-Regierung. Bei einem Großteil der Hinterbliebenen besteht auch nach über 10 Jahren der Wunsch die Hintergründe des Unglücks vollständig aufzuklären und die 852 Leichen der Opfer zu bergen. Das stellt Frau Rabe immer wieder bei Interviews fest. Große Unterstützung erhält sie bei Ihrer Arbeit durch einen pensionierten schwedischen Journalisten.

Professor Frank Ziemer vom Schiffahrtsinstitut Warnemünde, der mit mehreren Studenten der Veranstaltung beiwohnte, gab Frau Rabe aus wissenschaftlicher Sicht in allen Punkten recht und stellte noch ein Kuriosum fest : Der Sachverhalt weswegen Frau Rabe (Störung der Totenruhe) in Schweden per Haftbefehl gesucht wird fand in finnischen Wirtschaftsgewässern statt.

Zum "Flop" bzw. der kurzen Laufzeit des Filmes "Balticstorm", sagte Frau Rabe, daß Vertriebsziel der Firma, die mit dem Marketing nicht nur dieses Filmes sondern auch mit den Filmen "Das Wunder von Bern" und "Matrix" beauftragt war, die Kinos vor allen mit beiden zuletzt genannten Filmen zu versorgen. Die DVD läuft aber ganz gut und in Kürze wird der Film auf NDR und arte ausgestrahlt.

Außerdem erfuhren die Besucher dieses Abends noch, wie es in Spiegel-Redaktiosstuben zugeht, wenn die journalistische Meinung nicht der des Chefredakteurs Stefan Aust entspricht, wie man mit Morddrohungen lebt und das Frau Rabe genauso gern vor 200 interessierten ehemaligen Seeleuten spricht wie in Reinsberg wie vor 20 Besuchern in Güstrow.

Fazit eines Güstrower Fahrensmannes: "Liebe Frau Rabe, ich bin schon jetzt gespannt auf die Fortsetzung des Buches und des Filmes". Danke im Namen des DSR-Seeleute e.V. nochmal an Kurt Werner Langer.

Gerd Pollakowski


Estonia und was nun ?

Der Untergang der Fähre „Estonia“ im Jahre 1994 stand im Mittelpunkt des Treffens der Fahrensleute in Güstrow. Als sachkundige Journalistin war Jutta Rabe zu Gast und berichtete von ihren Nachforschungen in dieser Sache und mit welchen Schwierigkeiten sie in den vergangenen Jahren zu kämpfen hatte. Der Ort des Unterganges sollte geheim bleiben und so wurden falsche Koordinaten herausgegeben, um so die Presse von Untersuchungen am Wrack des Schiffes abzuhalten. Aber auch dieses konnte Jutta Rabe nicht davon abhalten, nähere Untersuchungen am Wrack durchzuführen und ihre Ergebnisse in der Presse zu veröffentlichen. Seit geraumer Zeit taucht die Estonia immer wieder in der Presse auf und dieses hängt damit zusammen, dass in Schweden verschiedene hohe Beamte ihren Staatsdienst quittiert haben und heute nicht mehr an ihre Schweigepflicht gebunden sind. Auch die Klagen der betroffenen Hinterbliebenen vor Gericht bewirken neue Untersuchungen. Ein weiterer Aspekt waren und sind die politischen Verhältnisse in Estland bzw. in Russland und deren Auswirkungen auf die Politik in dieser Region. Sicher wird es noch geraume Zeit dauern, bis Licht in diese Angelegenheit kommt, da die verschiedenen Untersuchungen erst zusammen gefasst werden müssen.

Jutta Rabe beantwortete bereitwillig alle aufkommenden Fragen der Anwesenden, wobei ich sagen möchte, dass es sich um sachkundiges Publikum handelte. So waren noch aktive Fahrensleute, ein Kapitän, ein Chief, Studenten für Seerecht und ihr Mentor vor Ort dabei.

Zu Fragen einer erneuten Tauchaktion antwortete Frau Rabe , dass sie diese heute noch intensiver und besser vorbereiten würde. Leider hatte ihr Film zu dieser Problematik - Baltic Storm - nicht die gewünschte Resonanz in Deutschland, da er zu einem falschen Zeitpunkt in die Kinos kam. Aber er soll demnächst noch einmal im Fernsehen laufen.

Eines sollte man auch wissen, das Frau Rabe zur persona non grata in Schweden erklärt wurde. Leider wurde dieser Fakt bis heute noch nicht zurück genommen. Frau Rabe ist stets bereit ihre Kenntnisse auch in einem kleinen Kreis weiter zugeben, so konnte sie auf diesem Treffen erste Kontakte zum Schifffahrtsinstitut an der Fachhochschule Wismar knüpfen.

Der Vortrag fand eine gute Resonanz bei den Anwesenden.

Kuwela


DSR-Seeleute,  Sonntag, 6. November 2005