Das Jahr 1965 - Zusammengestellt von Wolfgang Jacob

  • 01.01.1965: Schrittweise konnte ein eigenes Ausbildungsobjekt für die Flotte, mit Schule, Wohnheim und Verwaltung auf Rostocker Stadtgebiet im Krischanweg des Stadtteils Reutershagen genutzt werden. Es war inzwischen sichtbar, dass die Berufsausbildung zum Matrosen nicht mehr den Anforderungen entsprach. Es war notwendig Grundkenntnisse im Schiffsmaschinendienst zu vermitteln und das gesamte Niveau technischer Kenntnisse und Fertigkeiten zu erhöhen. In der internationalen Seefahrt galt der Vollmatrose als vollausgebildeter Seemann.

  • 08.01.1965: Indienststellung des aus Schweden angekauften Bulkcarrier MS RIESA (1) (ex Cassiopeia).

  • 10.01.1965: Das neu gebildete Institut für Seeverkehr und Hafenwirtschaft mit dem Ingenieurbüro für Rationalisierung, geleitet von Dr. Werner Bunge, wurde nachfolgend die wissenschaftliche Einrichtung der DSR.

  • 14.01.1965: Umbau des 840-tdw-Kümos BELLATRIX bis 27.01.1965 bei Mercantile Graving Dok in Antwerpen zum Leimtanker. Am 10.03.1965 lief das nunmehrige Spezialschiff zur ersten Reise mit 590 Tonnen Flüssigleim in den Tanks, 120 Fässern Leim und 500 Pappkübeln mit Heißhärter von Stralsund nach Antwerpen aus. Damit war das MS BELLATRIX der erste spezielle Leimtanker, welcher in Europa Flüssigleimtransporte im Pendeldienst durchführte.

  • 25.01.1965: Indienststellung des aus den Niederlanden angekauften ehemaligen Fracht- und Passagierschiffes FERDINAND FREILIGRATH (1) (ex Willem von Oranje). Es ist das z.Zt. schnellste Schiff der DSR.

  • 12.02.1965: Das MS VÖLKERFREUNDSCHAFT versegelte ohne Passagiere zum jugoslawischen Hafen Dubrovnik und nahm dort den Staatsratsvorsitzenden der DDR Walter Ulbricht an Bord. Er reiste mit dem Schiff zu einem offiziellen Staatsbesuch in die VAR.

  • 00.00.1965: Die meisten Werkstätten des am 1. Januar 1959 gebildeten DSR-Reparaturbetriebes wurden vom Stadthafen in den Überseehafen Rostock verlegt, denn eine neue, komplett ausgerüstete DSR-eigene Werkstatt von 1400 Quadratmetern, mit 200 Arbeitsplätzen und einem Sozialgebäude stand jetzt zur Verfügung. Eine Kälte- und Brandschutzwerkstatt, zwei Tischlereien sowie je eine Außenstelle in Stralsund und Wismar vervollständigten nunmehr den Betrieb.

  • 02.03.1965: Indienststellung des angekauften Gebrauchttonnage-Mittelfrachters MS TOLLENSE (ex Itajai). Es folgten: MS WEISSERITZ (ex Fernriver) am 26.05.1965, MS RECKNITZ (ex Lagnö) am 26.05.1965, MS ZSCHOPAU (ex Antonina) am 21.06.1965, MS SPREEWALD (ex Birgitte Torm) am 15.07.1965, MS KRAKOW (ex Fortuna Bay) am 05.08.1965, MS MALCHOW (ex Perseverance Bay) am 26.10.1965 und MS VOGTLAND (ex Freya Torm) am 08.11.1965.

  • 00.00.1965: In der Tankerfahrt begannen die Transporte aus ägyptischen Häfen des Roten Meeres (Ras Charib) und aus dem Irak (Fao). Die Transporte für Dritte setzten ein und erreichten 1968 bereits eine Million Tonnen.

  • 20.03.1965: Indienststellung des auf dem VEB Warnowwerft Warnemünde gebauten Typ-X-Schiffes MS ANTON SAEFKOW. Es folgten: MS BERNHARD BÄSTLEIN am 30.06.1965, MS LIESELOTTE HERRMANN am 11.09.1965 (der Schiffsname stand übrigens von Anfang bis Ende falsch an der Bordwand. Die ehemalige kommunistische Widerstandskämpferin, nach der das Schiff benannt wurde, schrieb sich Liselotte Herrmann.) und MS HEINZ KAPELLE am 15.11.1965.

  • 00.00.1965: Im Liniendienst nach Ostafrika wurde die Zahl der Abfahrten ab Rostock auf 24 im Jahr erhöht. Das bedeutet 14-tägig eine Abfahrt von Rostock über Hamburg, Rotterdam und Antwerpen nach den Häfen des Roten Meeres und der ostafrikanischen Küste. Seitdem sind sieben Schiffe mit einer Größe zwischen 7500 und 10 000 t Tragfähigkeit im Einsatz

  • 07.04.1965: Indienststellung des MS PINGUIN (Typ Albatros-Framo) vom VEB Neptunwerft Rostock. Es folgte MS SEEADLER am 17.06.1965.

  • 00.00.1965: Das Anlaufen der Häfen Südafrikas und Mosambiks wurde 1965 aufgrund der UNO-Sanktionen eingestellt und wie im Falle Mosambik später wieder aufgenommen.

  • 14.04.1965: Indienststellung des aus Belgien angekauften und mit 19.296 tdw vermessenen Bulkcarrier MS CALBE (1) (ex Marly I).

  • 29.04.1965: Im Kubadienst (CUBALCO) ging die DSR von der wahlweisen Bedienung westeuropäischer Häfen zu einer regelmäßigen Bedienung der Häfen Hamburg, Rotterdam, London und Le Havre über, bei gleichzeitigem Anlauf der mexikanischen Häfen Veracruz und Tampico. MS WILHELM FLORIN unter Kapitän Jühlke lief als erstes Schiff im Liniendienst Veracruz an.

  • 01.07.1965: Herauslösung der Befrachtung aus dem VEB Deutrans, Internationale Spedition und Befrachtung und Bildung des VEB Deutfracht, Internationale Befrachtung mit Sitz in Berlin.

  • 01.07.1965: Mit Verordnung der Regierung der DDR wird jeweils der 13. Oktober eines Jahres als „Tag der Seeverkehrswirtschaft“ eingeführt. Verdienstvolle Seeleute werden an diesem Tag mit der staatlichen Auszeichnung „Verdienter Seemann“ und mit der „Verdienstmedaille der Seeverkehrswirtschaft“ in Gold, Silber oder Bronze geehrt. Zu den ersten Trägern dieser hohen Auszeichnungen gehören der Kapitän Willy Beykirch, der Oberingenieur Ernst Dedow und der Ltd. Ing. Karl Kröger.

  • 00.07.1965: Im Liniendienst Südlevante gibt es seit dem Sommer jede Woche eine Abfahrt ab Wismar, dabei wird der Hafen Tripolis nun regelmäßig bedient. Im Liniendienst Nordlevante ist die Abfahrtsdichte auf eine Abfahrt aller 10 Tage erhöht worden.

  • 23.08.1965: MS KÄTHE NIEDERKIRCHNER lief nach falscher Navigation im Nebel, eine halbe Meile vom Leuchtturm Pentland Skerries/Schottland an der Westseite der Muckle Skerry auf, kippte um und sank am selben Tage. Das Schiff, von Kuba kommend mit 9019 Tonnen Weißzucker für Rostock beladen, befand sich erst auf seiner zweiten Reise nach Indienststellung. 40 Mann Besatzung, neun Frauen und ein Kind retteten sich mit dem Motorrettungsboot auf dem Pentland Skerries Leuchtturmareal. Glücklicherweise waren keine Menschenleben zu beklagen.

  • 24.08.1965: Außerdienststellung der beiden kohlebefeuerten Frachtdampfer DS ROSTOCK (1) und DS WISMAR (1). DS ROSTOCK (1) wurde für 660.000 DM nach Griechenland verkauft. Dort umbenannt in SMARAGDI. DS WISMAR (1) ging ebenfalls durch Verkauf nach Griechenland und wurde dort in MARYSPIL umbenannt. Damit verfügt die DSR nun ausschließlich über Schiffe mit Diesel-, Schweröl- und Heizölantrieb.

  • 01.09.1965: Die am 1. Januar 1963 gegründete Betriebsakademie der DSR und die Betriebsberufsschule wurden unter dem bisherigen Direktor Otto Groß zur Betriebsschule (BS) vereinigt. Die Betriebsschule verfügt aber auch weiterhin nicht über einen geschlossenen Komplex. Sie nutzt zur Ausbildung noch weitere reedereieigene bzw. auf Vertragsbasis genutzte land- und seeseitige Einrichtungen.
  • Einstellung von 306 Lehrlingen zum Vollmatrosen, 38 zum Maschinenschlosser, 12 zum Schiffsbetriebsschlosser und 26 Abiturienten die im Kurzlehrgang als Matrose ausgebildet wurden.

  • 01.09.1965: Beginn der Berufsausbildung von Schiffsbetriebsschlosser-Lehrlingen im DSR-eigenen Betrieb. Eröffnung der ersten Lehrwerkstatt mit 15 Arbeitsplätzen in den technischen Werkstätten des Überseehafens Rostock. Gleichzeitig begannen die Vorbereitungen zur dreijährigen Ausbildung von Lehrlingen zum „Vollmatrosen mit Abitur“.

  • 13.10.1965: Am 13. Oktober 1950 wurde der Dampfer VORWÄRTS als erstes Schiff der jungen DDR-Handelsflotte in Dienst gestellt. Zum Gedenken an dieses Ereignis wird der 13. Oktober 1965 als künftiger „Tag der Seeverkehrswirtschaft“ erstmals festlich begangen.

  • 00.10.1965: Der Liniendienst Wismar-Hamburg-London konnte auf wöchentlich 3 Abfahrten, davon 2 Abfahrten über Hamburg erweitert werden. Inzwischen gehören neben der DDR und den Transitkunden aus der CSSR auch Ablader aus der Ungarischen Volksrepublik, aus Österreich, aus Westdeutschland und aus Großbritannien zum festen Kundenkreis dieser Linie.

  • 17.11.1965: Indienststellung des in Holland gebauten Küstenmotorschiffes SELLIN (Typ Kümo 615).

  • 25.11.1965: Außerdienststellung des MS MAGDEBURG (1) während der Bergungsarbeiten, nachdem es am 27.10.1964 in der Themsemündung mit dem japanischen Schnellfrachter YAMASHIRO MARU kollidierte. Die MAGDEBURG (1) kenterte dort im flachen Uferwasser, ohne vollständig zu sinken. Am 28.11.1965 gelang die Bergung. Nach einer Notreparatur in Tilbury ging das Schiff für 75.000 britische Lire an einen griechischen Käufer. Am 13.12.1965 verließ die nicht reparierte, nur notdürftig abgedichtete MAGDEBURG (1) London im Schlepp des Bergungsschleppers ALBATROS. Am 17.12.1965 sprang das Schiff im Sturm leck und sank etwa 20 Seemeilen vor Brest.

  • 18.11.1965: MS VÖLKERFREUNDSCHAFT leistete dem mit schwerer Schlagseite bei Finistere havarierten marokkanischen Fruchtschiff BANORA Scheinwerferunterstützung.

  • 00.11.1965: Im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Indien und Pakistan war es erforderlich den bisherigen Liniendienst zu trennen. Damit begann die Herausbildung eines gesonderten Liniendienstes nach Pakistan. In diesem Rahmen werden die Häfen Karachi, Chittagong, Chalna sowie die Häfen des Roten Meeres angelaufen.

  • 17.12.1965: Indienststellung der in den Niederlanden gebauten Küstenmotorschiffe (1050-tdw-Freidecker) MS BARTH und MS WOLGAST (1).

  • 00.12.1965: Einrichtung eines Liniendienstes nach Indonesien. Die Abfahrten von Rostock erfolgen zunächst in Abständen von sechs Wochen. Die Ladungen werden in Port Sudan, Kotschin, Madras und anderen „en-route-Häfen“ komplettiert. Löschhäfen in Indonesien sind hauptsächlich Djakarta und Surabaja. Heimkehrend werden vorwiegend Güter für westeuropäische Häfen transportiert.

  • 31.12.1965: Transportmenge der DSR nach Relationen in 1000 t: Nord- und Ostsee 2599, Weißes Meer 388, Mittelmeer und Schwarzes Meer 1594, Nordamerika 230, Mittelamerika 316, Südamerika 61, Westafrika 245, Ostafrika 358 und Südostasien 451. Dabei wurden 410 Häfen in 80 Ländern angelaufen. Es bestehen inzwischen 13 Liniendienste.

  • 31.12.1965: Gütertransport nach Hauptgutarten insgesamt: 6.242 538 t, davon Kohle 814 234 t, Erze 1.499 945 t, Metalle 388 075 t, Getreide 487 428 t, Holz 138 075 t, Zement 38 055 t, Düngemittel 159 664 t, Mineralöle 2.102 408 t, leicht verderbliche Güter 41 946 t, Sonstige Güter 1.923 708 t. Von den 6.242 538 t im Gesamtgütertransport entfallen auf Leistungen für die Volkswirtschaft der DDR 61,7 % (davon 15,1 % Export und 84,9 % Import) und auf Leistungen für Fremde (Cross-Trade 38.3 %. Mit Linienschiffen wurden 1.924 651 t Güter transportiert, das entspricht einem Anteil von 46,4 % am Gesamtgütertransport (ohne flüssige Ladung)

  • 31.12.1965: Bestand der DSR-Flotte: 129 Schiffe (einschl. MS VÖLKERFREUNDSCHAFT und GTS FRITZ HECKERT) mit 840 559 tdw. Anlauf von 410 Häfen in 80 Ländern. Es bestehen gegenwärtig 13 Liniendienste. An Bord der Schiffe befinden sich am Jahresende schon 333 weibliche Besatzungsmitglieder.


DSR-Seeleute,, Sonntag, 10. Februar 2019