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Buchbeprechung

Beim Registrieren des Schiffes in Hamburg gab's ein Problem: Der Name war zu lang. "Fliegerkosmonaut der DDR Sigmund Jähn" war ein Mehrzweck-Stückgutfrachter der Deutschen Seereederei, benannt nach dem ersten Deutschein im Weltall. Als der Kosmonaut 1978 von der Namensnennung hörte, sei ihm das peinlich gewesen. "Ich konnte mir gut vorstellen, was die Werftarbeiter und die Seeleute zu dieser ungewöhnlichen Entscheidung sagen würden." Andererseits sei klar gewesen, dass "jemand aus der Ecke Propaganda auf die Idee" gekommen sei. Sigmund Jähn berichtet von dieser Episode in "Bordgeschichten II - aus Tagebüchern ehemaliger DSR-Seeleute". 35 Geschichten nebst Historischem und Statistischem sind in dem Buch vereint. Dramatisches wie der Bericht von Klaus Lippke über die Katastrophe des MS “Böhlen”, Kurioses wie "Der vertauschte Luftkoffer" von Peter Hartmann oder Betrübliches, wie Holger Oertels Beitrag über "Mein kurzes Leben als Matrosenlehrling". Nach einer Fahrt musste er aus "kaderpolitischen Gründen" sein Seefahrtsbuch abgeben. Welche Gründe das genau waren, hat er nie erfahren. Selbst 14 Jahre später nicht, als er Einblick in seine Stasiakte hatte. “Junge Leute, aber auch berufserfahrene Spezialisten wurden daran gehindert, ihre beruflichen Wünsche auszuleben, Existenzen wurden zerstört oder aufs Spiel gesetzt, Verbitterung wurde geschürt und Schicksale ergaben sich”, schreibt das Redaktionskollegium Wolfgang Jacob und Lothar Vogel im Nachwort. "Umso sympatischer erscheinen all diese Beiträge, wie zum Beispiel von Walter Jangel, von Friedrich Seibicke und Michael Olejnik, welche uns die andere Seite gesellschaftlicher Zwänge aufzeigen, die den Kreis schlagen lassen zu dem, was Seefahrt für uns war - eine der schönsten Lebensabschnitte."

Das Buch ist das zweite seiner Art, weitere sollen folgen. "Es sind Momentaufnahmen und doch spiegeln sie viele Jahrzehnte Geschichte de ostdeutschen Handelsschifffahrt wider." Eines werde dabei deutlich: “Seefahrtsjahre müssen etwas Besonderes sein”. Ob ein ähnliches Projekt der Belegschaft eines Großbetriebes an Land diesen Erfolg haben würde, das bezweifelt das Redaktionskollegium.
 

Schiff & Zeit/Panorama maritim

Maritime Literatur/Besprechungen

Mit diesem Teil legen die beiden Herausgeber nunmehr den zweiten Band von Erlebnisberichten ehemaliger Fahrensleute der Deutschen Seereederei Rostock vor. Ebenso wie in dem bereits vergriffenen Teil nehmen nicht nur einfache Seeleute die Feder in die Hand, sondern auch renommierte Autoren wie der leider zu früh verstorbene Friedrich Elchlepp. Weitere Autoren sind unter anderem Prof. Bruno Jenssen sowie der Fliegerkosmonaut Sigmund Jähn. Der aktuelle Band ist auch als Reminiszenz an 50 Jahre DSR zu verstehen, in welchem die “Geburtsurkunde der DSR” sowie deren Bilanz  von 1952 dargestellt werden.

Es liest sich flüssig. Die Spannbreite der Themen reicht vom “Passagier auf der MS SCHWERIN”, “Blinde Passgiere an Bord der MS FREYBURG” bis zu “Eine Reise ohne Rückkehr”, welche den Untergang des Tankers BÖHLEN darstellt. In den hier abgedruckten 37 Geschichten, Berichten und Tagebuchaufzeichnungen wurde auf lebendige Weise ein Stück DSR-Geschichte aufgeschrieben, die es selten so zu lesen gibt.

Die interessante Reihe soll regelmäßig einmal im Jahr erscheinen. Es ist zwar nur in Paperback gebunden, jedoch von guter drucktechnischer und fachlicher Qualität. Einige der Fakten werden durch den Abdruck historischer Fotos bzw. von Originaldokumenten im Faksimiledruck untermauert. Ein kleines Manko ist: Nicht alle Bilder haben entsprechende Unterschriften. Eine weitere Unstimmigkeit besteht darin, dass man verschiedene Formen der Rechtschreibung anwendet. Wir hoffen auf weitere interssante Bände der Reihe Bordgeschichten.

Roland Türk
 

Gästebucheintrag:

Name: Matthias Schulz (Werner)
Email: schulz_matthias1@freenet.de

Datum: Mittwoch, 10 Juli, 2002 um 04:23:58
Kommentar:

    Habe die Bordgeschichten 1 + 2 "verschlungen", super Lektüre. Sind denn noch weitere geplant? Wenn ich es mir recht überlege, dann fallen mir auch noch so einige Stories ein. Ansonsten allen DSR`lern immer eine Hand breit Wasser unterm`Kiel!

 

DSR-Seeleute,  Montag, 8. November 2004